Beinahe wöchentlich erscheinen inzwischen neue Meldungen über insolvente Schiffsfonds. Ein Ende der Krise ist nicht in Sicht. Experten sind sicher, dass weitere Insolvenzen folgen werden. Nunmehr ist auch der Schiffsfonds MPC Offen Flotte (Santa B-Schiffe) in Not geraten, die betroffenen Anleger werden abermals aufgefordert, frisches Geld in den angeschlagenen Fonds zu investieren.
MPC Offen Flotte in schwerer Krise – Nachschussforderung
angekündigt
Die Anleger der MPC Offen Flotte (Santa B-Schiffe) müssen in
diesen Tagen zur Kenntnis nehmen, dass sich der Schiffsfonds in einer
schwerwiegenden Schieflage befindet. Nach Mitteilung der Reederei Claus-Peter
Offen vom 10.05.2012 habe sich die wirtschaftliche Lage der 14 Fondsschiffe in
den letzten Monaten „erheblich verschlechtert“. Was da in nüchternen Worten
einleitend mitgeteilt wird, ist nichts anderes als die Ankündigung einer
Sanierungsrunde, mit der die Anleger auf die Einzahlung frischer Gelder
eingeschworen werden sollen. Ausgelaufene bzw. auslaufende Charterverträge und
Neuabschlüsse zu extrem schlechten Konditionen haben in kürzester Zeit zu
enormen Liquiditätsproblemen geführt, die durch Stundung der Darlehenstilgungen
allein nicht ausgeglichen werden können. Trotz der Zugeständnisse der
finanzierenden Banken sei aufgrund der laufenden Betriebskosten mit einem
Betriebsverlust zu rechnen. Mit anderen Worten: Die Einnahmesituation der
Fondsschiffe ist dermaßen schlecht, dass noch nicht einmal die laufenden Kosten
gedeckt werden können. Die zur Deckung der Finanzlücke erforderlichen Mittel
werden die Banken aber nicht bereitstellen. Die insoweit benötigten rd. € 17
Mio. sollen die Anleger bereitstellen. Damit keine Missverständnisse auftreten,
werden die Anleger auch auf die Folgen eines Scheiterns der Fondssanierung
hingewiesen, nämlich auf den Verkauf einzelner oder aller Schiffe bis hin zur
Insolvenz der Fondsgesellschaft.
Schuld sei der Wettbewerb
Auch die Schuldigen der Krise sind schnell ausgemacht: Als
Hauptursache wird ein ruinöser Wettbe-werb der Markt führenden Linienreedereien
ausgemacht; Überkapazitäten an Tonnage seien hingegen nicht ursächlich für den
Rückgang der Charterraten. Vielmehr verweist die Reederei Offen auf einen
Marktbericht vom April 2012, demzufolge die Nachfrageseite stärker steige als
das Flottenwachstum. Dies wird freilich nicht überall so gesehen. So berichtet
das Manager Magazin Online vom 26.03.2012 unter Bezugnahme auf einen leitenden
Mitarbeiter der Schiffsfinanzierungssparte der Deutschen Bank von einer
umgekehrten Entwicklung, wonach das Angebot an Tonnage im laufenden Jahr
abermals stärker steige als die Nachfrage. Ein alsbaldiges Ende der niedrigen
Charterraten dürfte mithin der Kategorie Wunschdenken angehören.
Anlegern droht der Totalverlust der Einlagen
Ob das von der Reederei Claus Peter Offen angekündigte
Sanierungskonzept geeignet sein wird, den Fonds dauerhaft vor dem Untergang zu
bewahren, ist völlig unklar. Zweifel sind nicht unberechtigt. Wiederholt sind
Schiffsfonds trotz Umsetzung von Sanierungskonzepten unter maßgeblicher
Beteiligung der Anleger in die Insolvenz geraten. Eine Sanierung des
Schiffsfonds durch Zufuhr frischen Kapitals bietet also keinesfalls die Gewähr
für eine dauerhafte Stabilisierung des Fonds. Mit oder ohne Durchführung eines
Sanierungskonzepts besteht für die Anleger die Gefahr des Totalverlustes der
Einlagen. Die aktuelle Schieflage dürfte aber nicht zuletzt auch auf die enorm
hohe Fremdkapitalquote, also die Tatsache, dass rd. zwei Drittel des
Gesamtinvestitionsvolumens aus Bankkrediten - aufgenommen in Fremdwährungen –
stammt, zurück zu führen sein. Aufgrund des hohen Anteils an Fremdmitteln sind
die Einschiffsgesellschaften der MPC Offen Flotte zwingend auf hohe
Charterraten angewiesen, um neben den Betriebskosten insbesondere auch die
hohen Kreditverbindlichkeiten erfüllen zu können. Bleiben die Einnahmen – wie
gegenwärtig der Fall – weit hinter dem benötigten Umfang zurück, führt dies zwangsläufig
zu einer nachhaltigen Schieflage. Eine nachhaltige, d.h. dauerhafte
Stabilisierung des Schiffsfonds kann daher nur durch eine Rückkehr der
Charterraten auf ein Niveau wie vor der Finanzkrise 2008 gelingen. Ernste
Zweifel sind angebracht.
Ausstieg und Ersatz des Schadens sind möglich
Die betroffenen Anleger sind aber nicht rechtlos gestellt
und müssen der Entwicklung folglich nicht tatenlos zusehen. Den Betroffenen
wird empfohlen, umgehend den Rat eines auf das Bank- und Kapitalanlagerecht
spezialisierten Rechtsanwalts einzuholen. In vielen Fällen wurden die
Beteiligungen durch Banken und Sparkassen vertrieben. Banken sowie Sparkasse,
aber auch die sog. freien Anlageberater sind verpflichtet, die Anleger vor
Vertragsabschluss umfassend über die Risiken und die sonstigen
beteiligungswesentlichen Umstände vollständig und richtig aufzuklären. Zu der
geschuldeten Aufklärung gehört neben den Verlustrisiken insbesondere auch der
Hinweis auf die Vergütungen, die für die Vermittlung der Fondsbeteiligungen fließen.
Bei Schiffsfonds werden regelmäßig bis zu 20% des Anlegerkapitals für
Vertriebsvergütungen verwendet und nicht für den Erwerb der Schiffe. Immer
wieder berichten die Betroffenen, dass Banken und deren Berater im
Verkaufsgespräch keine oder nur unvollständige bzw. falsche Angaben über die
Vertriebsvergütungen gemacht haben. Allein die unterbliebene oder falsche
Aufklärung über diesen Umstand führt nach der ausgesprochen
anlegerfreundlichen, sog. Kick-Back-Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs in
vielen Fällen zu einem Anspruch des betroffenen Anlegers auf vollständige
Rückabwicklung der Fondsbeteiligung.
Für Betroffene Anleger gibt es also mehrere gute Argumente, sich der BSZ e.V. Interessengemeinschaft „MPC Flotten Fonds" anzuschließen.
Foto: Rechtsanwalt und BSZ e.V. Vertrauensanwalt Peter-A. Berkemeier
BSZ® Bund für soziales und ziviles Rechtsbewußtsein e.V.
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Dieser Text gibt den Sachstand und Beitrag vom 08.06. 2012
wieder. Eventuell später eintretende Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht
berücksichtigt und können zu einer anderen Einschätzung führen.
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