In Zeiten von Corona werden die Ökos
von der Wirklichkeit eingeholt. Viele Leute scheuen sich mittlerweile ihre
Einkäufe in wieder verwendbaren Taschen zu verstauen. Sie haben Angst, das Coronavirus könnte auf den wieder
verwendbaren Einkaufsbeuteln weiter transportiert werden, bzw. man könnte sich
selbst anstecken.
Die Menschen sind vorsichtig
geworden, gehen auf Nummer sicher und würden lieber wieder zur Einweg Plastiktüte
greifen. Sie haben dabei auch die Warnung der Weltgesundheitsorganisation im
Hinterkopf, wie man die Ansteckung mit dem Virus verhindern kann: gute Hygiene
und häufiges gründliches Händewaschen.
Da kommen dann berechtigte Zweifel
auf, ob es der eigenen Gesundheit dienlich sein kann, seine Einkäufe in einem
bereits mehrmals benutzten Einkaufsbeutel zu verstauen. „Die Menschen waschen
sich nach jedem Einkauf zwar gründlich die Hände, aber kaum jemand wird seinen Einkaufsbeutel nach jedem
Einkauf waschen wollen, vermutet Horst Roosen, Vorstand des UTR
|Umwelt|Technik|Recht| e.V.
Lesen Sie hier bei dem UTR e.V. den Beitrag von Holger Douglas
HYGIENE GEHT WIEDER VOR. Plastik sei Dank: Corona offenbart die Vorteile
der Einwegtüte
Wie sehr die Corona-Pandemie die
Gesellschaft schon jetzt verändert, kann man am Revival der Plastiktüte in den
USA erkennen. Hygiene wird angesichts des Virus wieder ein entscheidendes
Argument.
Verkehrte Welt: Wiederverwendbare
Einkaufstüten sind verboten, Plastiktüten werden wieder »in«. In den
Vereinigten Staaten kippten mehrere Städte und Bundesstaaten die Verbote von
Plastiktüten schneller als »Umweltschützer« gucken können und verbieten
gleichzeitig wiederverwendbare Behältnisse.
Den Anfang machte San Francisco,
sonst Vorreiter im radikalen Untersagen von allem, was als »unökologisch« gilt.
»Das berühmt-berüchtigte linksradikale Gesundheitsministerium der Stadt
kündigte am Dienstag die vorübergehende Aufhebung des Verbots von Plastiktüten
aus dem Jahr 2007 an, als Teil einer Aktualisierung der
Coronavirus-«Bleib-zu-Hause«-Verordnung.« Das berichtet Dailywire.
Die US-amerikanische Zeitung
Politico sieht darin Anzeichen, »wie dramatisch die Coronavirus-Pandemie die
soziale Landschaft verändert.« Hat doch selbst die liberale San Francisco Bay
Area in dieser Woche wiederverwendbare Einkaufstaschen verboten – als
Hygienemaßnahme. »Die Stadt, die einst die Nation bei der Durchsetzung von
Mehrwegtüten anführte, ist nun eine der ersten, die diese offiziell verbietet«,
resümiert Dailywire. Zum Entsetzen der Recycling-Befürworter übrigens, die
weiterhin Recycling-Verpackungen in den Geschäften erlauben wollen. Ebenso
haben Maine, New York und Massachusetts ihr Verbot von Plastiktüten aufgehoben.
Nur wenige Länder haben so aggressiv
wie Kalifornien agiert, sämtliches Plastikmaterial verboten und nur noch
wiederverwendbare Behälter erlaubt. Zuletzt hatte Gouverneur Gavin Newsom im
vergangenen Jahr das erste bundesstaatliche Gesetz unterzeichnet, das Hotels
sogar verbietet, kleine Einweg-Plastikbehälter für Shampoo und andere
Toilettenartikel zu verwenden. Kalifornien arbeitet auch an Gesetzentwürfen, um
Einwegplastik bis 2030 vollends zu verbieten. »Aber«, so Politico, »das
Coronavirus hat den Umweltfeldzug des Staates verändert.«
Doch selbst ernannte Umweltschützer
fordern, dass die Kunden ihre Tüten weiterhin in die Geschäfte bringen sollen,
aber die Angestellten im Lebensmittelgeschäft sie nicht füllen müssen.
Mark Murray, Geschäftsführer der NGO
»Californians Against Waste« schimpft zwar noch: »Diese Angst davor,
wiederverwendbare Tüten in die Läden zu bringen, ist falsch, aber ich verstehe
sicherlich, warum die Angestellten der Läden nicht die Dinge anderer Leute in
die Hand nehmen wollen.« Doch gegenüber einer veritablen Virenangst dürfte er
wenig Chancen haben.
Starbucks und Peet’s Coffee füllen
in ihren Coffeeshops in ganz Nordkalifornien mitgebrachte Tassen der Kunden
schon nicht mehr nach, sondern geben ihren Kaffee nur noch in neuen Pappbechern
aus. Wie früher.
Gedanken der Hygiene und der
entsprechenden Verpackung werden angesichts einer Virenepidemie wieder
entscheidend. Denn vergessen wird heute gern, wieviel Lebensmittel früher
weggeworfen werden mussten, weil die Verpackungen miserabel waren. In den
meisten Ländern der Dritten Welt ist das heute noch so. Schädlinge fühlen sich
in frei gelagerten Vorräten wohl, verunreinigen die Lebensmittel durch Kot,
Spinnfäden oder Häutungsreste, verursachen Hautreizungen, Entzündungen,
Allergien.
Vergessen wurde, dass die Erfindung
des Kühlschrankes wohl wesentlich mehr zum Wohle der Menschheit beigetragen hat
als Mülltrennung und Wiederverwertbarkeit um jeden Preis. Seitdem werden
weniger angeschimmelte Lebensmittel gegessen mit positiven Folgen für die
Gesundheit.
Wie in der schönen alten Zeit Milch
wieder in mitgebrachten Gefäße abfüllen? Das ist gut, wenn man eine ordentliche
Packung Bakterien mit abbekommen möchte. Moderne Tetrapacks schützen den Inhalt
vor Keimen, verlängern die Haltbarkeit der Milch, sind also die wahren
umweltfreundlichen Verpackungen bei sehr wenig Materialeinsatz. Sie bieten ein
Optimum an Lagerqualität und Schutz des Gutes.
Was ist mit der Menge an Verpackung?
Es lohnt der Blick auf den Unterschied zwischen Volumen und Masse. Verpackungen
wirken deswegen so üppig, weil das Volumen so groß ist. Reduziert auf den
reinen Materialanteil bleibt verblüffend wenig übrig. Der Eindruck
überbordender Mengen an Verpackungsmüll täuscht.
Eine gute Verpackung soll wenig
wiegen, aber viel Raum bieten. Die Kunststoffverpackung tut das vorbildlich.
Sie bietet ein hohes Volumen an. Die Masse jedoch ist extrem gering.
Verpackungsingenieuren gebührt das
Verdienst, mit ihrem eindrucksvoll breit entwickelten Sortiment an
Frischhaltefolien, Tüten und Hüllen mit dazu beizutragen, dass weniger
Lebensmittel verschimmeln und weggeworfen werden müssen. Sie erzeugen mit
außerordentlich geringem Materialeinsatz große Volumina. Das liegt daran, dass
Kunststofffolien so hauchdünn sind; die durchschnittliche Dicke liegt unter 0,1
Millimeter. Folien sind damit dünner als ein Haar, dennoch extrem reißfest,
weichen bei Regen nicht auf wie eine zerfleddernde Papiertüte, wiegen fast
nichts. Die Masse einer hauchdünnen Folie, die eine Gurke umhüllt, ist extrem
gering. Sie schützt jedoch die Gurke ebenso wie in extrem dünne Folien
verpacktes Obst und Gemüse vor Viren und Bakterien, verlänger die Haltbarkeit.
Danach: Ab in die
Müllverbrennungsanlage. Moderne Verpackungen sind Hightech aus Kunststoff, also
im wesentlichen Erdöl, das gut brennt.
So schnell machte eine Ideologie
wohl noch nie eine Rolle rückwärts. Scheinbar eherne grüne Grundsätze werden
schneller über Bord geworfen, als man sich das je vorstellen konnte. Die
Bedrohung durch ein Virus schlägt die scheinbare Bedrohung durch moderne
Errungenschaften moderner Wissenschaft und Technik.
Das Virus bringt es an den Tag: Ein
Lob der modernen Verpackung ist also durchaus angebracht.
***
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Holger Douglas ist Wissenschafts-
und Technikjournalist. Er produziert seit langem Film-Dokumentationen und
schreibt fundierte Artikel aus Politik, Wissenschaft und Technik. Er
veröffentlichte Bücher, welche die wahren Hintergründe des Dieselskandals
aufdecken (»Die Diesel-Lüge«), darüber, was alles an Erstaunlichem bei
Muskelarbeit geschieht (»Kraftwerk Körper«) und berichtet Faszinierendes aus
der Welt der geheimnisvollen Netzwerke der Pflanzen.
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