Die Alno-Anleihe Investoren haben darunter zu leiden, dass
der bekannte Küchenhersteller einen Antrag auf Eröffnung des
Insolvenzverfahrens am 11. Juli 2017 gestellt hat.
Nach dem überraschenden Wechsel des Vorstandsvorsitzenden
vor wenigen Wochen, folgt mit der Anmeldung der Insolvenz beim zuständigen
Amtsgericht Hechingen nun der nächste Akt. Insbesondere für die Anleger der 45
Mio. Euro schweren Mittelstandsanleihe (WKN A1R1BR & A11QHW) zwingt der
Ausgang zum Handeln, wollen sie ihre Rechte optimal vertreten wissen.
Bereits seit dem Börsengang des Unternehmens im Jahre 1995
und dem Tod des Firmengründers Albert Nothdurft zwei Jahre später, schwelt die
Krise beim zweitgrößten deutschen Küchenhersteller Alno. Beinahe jedes
Geschäftsjahr schloss man seitdem mit Verlusten ab, der letzte Reingewinn wurde
im Jahr 2004 erzielt.
Nach einem Verlust vor Steuern in Höhe von 28,5 Mio. Euro im
ersten Halbjahr 2016, beschloss der Vorstand erst Anfang dieses Jahres ein
erneutes Sanierungskonzept, welches nun im Rahmen der Insolvenz in
Eigenverwaltung weiter verfolgt werden soll. Ob dies so kommt, ist jedoch die
Entscheidung des Gerichts. Den Ausschlag für die jetzige Insolvenzanmeldung
gibt der Vorstand mit fehlenden Einigungen mit Gläubigern und Investoren an.
Was auf freiwilliger Basis bislang offenbar nicht gelang, könnte die Insolvenz
nun erzwingen. Von dieser ebenfalls betroffen sind die Tochtergesellschaften
Gustav Wellmann und Alno Logistik. Die übrigen Beteiligungen einschließlich der
Pino Küchen GmbH seien nicht tangiert. Der Geschäftsbetrieb soll unverändert
weiterlaufen, bestellte Küchen wie geplant ausgeliefert werden.
Das vor 90 Jahren von Albert Nothdurft (Al-No) als
Schreinerei gegründete Unternehmen, geriet zuletzt im Mai in die Schlagzeilen.
Überraschend wurde der langjährige Vorstandsvorsitzende Max Müller gegen den
bisherigen Finanzvorstand Christian Brenner ausgetauscht. Brenner gilt als
Verbindungsmann zum Großaktionär Tahoe Investors, hinter dem die bosnische
Unternehmerfamilie Hastor steht. Diese wiederum erlangte bereits zweifelhafte
Bekanntheit durch ihre Auseinandersetzungen mit dem Volkswagen Konzern. Erst im
letzten Jahr verleibten sich die Hastors gut ein Viertel der Alno Anteile zum
Schnäppchenpreis ein und begannen damit den Vorstand umzubauen.
Vor wenigen Tagen verschob das Unternehmen die
Veröffentlichung des Jahresabschlusses für 2016 bereits zum dritten Mal.
Parallel wurde bekannt, dass der Umsatz in den ersten fünf Monaten des Jahres
2017 im Vergleich zum Vorjahr um 6,8 % zurückging. Nach Ankündigung des
Insolvenzantrags fiel die Aktie des Unternehmens um 50 %. Jedoch müssen nicht
nur die Aktionäre, sondern auch und vor allem die Anleger der von Alno
begebenen Anleihe um Ihre Einlage bangen. Deren Kurs traf ähnliches Schicksal,
wie das der Aktie.
Die Zahlen und die Vorgeschichte zeigen, dass es für die
Anleger höchste Zeit wird, ihre Interessen gebündelt durchzusetzen. Hierzu
erscheint die Wahl eines gemeinsamen Vertreters der Anleihegläubiger als
dringend geboten. Verschiedene Maßnahmen zur Sanierung der Anleihe stehen nun
zur Debatte, von der Laufzeitverlängerung über die Reduzierung des Kupons bis
hin zum Schuldenschnitt. All dies ginge zu Lasten der Anleihegläubiger und wird
nur den gewünschten Erfolg bringen, wenn auch das operative Geschäft neu
aufgestellt wird. Oberste Priorität muss nun die Gleichbehandlung aller
Gläubigergruppen haben.
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