Als Unfallursache wird oft überhöhte Geschwindigkeit
genannt. Wenn ein Hersteller seine
Fahrzeuge bei einer Geschwindigkeit von 180 km/h abriegelt, dass aber
„absichern“ nennt, so verfolgt er mit dieser sprachlichen Akrobatik sicher
einen bestimmten Zweck. Mehr Sicherheit kann es jedoch nicht sein, wie der
nachfolgende lesenswerte Beitrag des bekannten Motorjournalisten Peter Groschupf zeigt.
Schneller dank LED
Hier sitzen wir keiner sprachlichen sondern einer optischen
Täuschung auf. In Kraftfahrzeugen sind
LED-Leuchten seit einigen Jahren ebenso weit verbreitet. Die Überschrift soll
nun nicht suggerieren, dass Fahrzeuge mit LED-Licht etwa schneller fahren
können. Nein, aber es gibt ein Geschwindigkeitsessgerät, welches sehr
empfindlich auf LED-Licht reagiert und deshalb auch mal höhere
Geschwindigkeiten misst, als das Fahrzeug tatsächlich gefahren ist. Wenn
Messergebnisse von amtlich zugelassenen und geeichten Messgeräten zum Nachteil
der/s Betroffenen deutlich abweichen von den tatsächlich gefahrenen
Geschwindigkeiten, dann kann das sparsame Licht plötzlich teuer werden.
Quelle:
Wenn wir es genau
nehmen, ist also
jeder Unfall, der mit einem rollenden Fahrzeug passiert, ein Unfall mit
„überhöhter“ Geschwindigkeit. Wird die Geschwindigkeit eines Fahrzeugs mit LED
Licht gemessen, so kann es sein, dass das Messergebnis über der tatsächlich
gefahrenen Geschwindigkeit liegt.
Anders ausgedrückt: Ein stehendes Auto verunfallt nicht
und kann auch nicht mit „überhöhter“ Geschwindigkeit gemessen werden, konstatiert Horst Roosen, Vorstand des UTR
|Umwelt|Technik|Recht| e.V.
Mit freundlicher Empfehlung des
Autors Peter Groschupf können Sie seinen Beitrag hier bei uns lesen.
Als ob Unfälle erst
darüber gefährlich wären: Volvo wirbt subtil für ein Tempolimit – ab 180 km/h
Während Volvo in einer aktuellen Pressemitteilung mit
physikalisch „unwiderlegbaren“ Argumenten für ein Tempolimit wirbt,
kommunizieren Daimler und Bosch positiv 25 Jahre erwiesene Lebensrettung durch
ESP.
Die Argumentation Volvos scheint zwar plausibel, ist aber so
falsch wie eine Wettervorhersage für nächstes Weihnachten. Um die
Konzernentscheidung zu begründen, Volvos künftig bei 180 Stundenkilometer
abzuriegeln, greift Volvo in die verbale Trickkiste, deren Argumente zwar
physikalisch richtig, aber dennoch nicht wahr sind. Dass Volvo davon redet, die
Fahrzeuge bei 180 km/h „abzusichern“ anstatt abzuregeln, ist verbaler Nonsens.
Wieso ist ein Auto unter 180 Stundenkilometer sicher?
„Überhöhte Geschwindigkeit“ sei eine der häufigsten
Unfallursachen, behauptet Volvo. Natürlich ist das richtig. ABER: Fast jeder
Unfall ist auf „überhöhte“ Geschwindigkeit zurückzuführen. Dabei fällt mir ein
Fall ein, als ein Autofahrer in Stuttgart in einer 30er-Zone trotz
eingehaltenen Limits einen Fußgänger verletzte. Auch dieser Unfall ist
überhöhter Geschwindigkeit anzulasten, denn mit Tempo 0 wäre das nicht
passiert.
Volvo nennt abriegeln
“absichern”
Wenn wir es genau nehmen, ist also jeder Unfall, der mit
einem rollenden Fahrzeug passiert, ein Unfall mit „überhöhter“ Geschwindigkeit.
Anders ausgedrückt: Ein stehendes Auto verunfallt nicht. Es sei denn, es wird
von einem Volvo angefahren.
Ok, mag das eine zugespitzte Argumentation sein, aber sie
ist physikalisch erwiesen. Dass nun Volvo subtil zwischen den Zeilen den
Eindruck zu erwecken versucht, dass schwere Unfälle erst ab 180 km/h passieren,
macht das Ganze nachgerade lächerlich. Und ein Stück weit gefährlich. Wie wir
alle wissen, passieren schwere Unfälle vor allem im Stadtverkehr und auf
Landstraßen bei Geschwindigkeiten weit unter 180 km/h. Volvos PR-Strategie fußt
offensichtlich darauf, einem vermeintlichen Zeitgeist zu folgen und das alte
Sicherheitsimage wieder aufzufrischen.
Aber wir sollten nicht
von Bevormundung sprechen
Dass ausgerechnet ein schwedischer Hersteller seine Kunden
in Sachen Tempo bremsen möchte, liegt keinesfalls daran, dass Volvo dem
chinesischen Konzern der Geely-Gruppe gehört. Volvo ist schon immer
Sicherheits-Pionier gewesen und der Slogan „Sicherheit aus Schwedenstahl“ ist
noch in vielen Köpfen verankert. Allerdings sollten wir beim Tempolimit ab Werk
nicht von Bevormundung sprechen, denn niemand wird gezwungen, einen
tempolimitierten Volvo zu kaufen. Trotzdem wird wohl kaum ein Volvo-Fan auf den
Kauf dieses Schweden verzichten.
Aber so zu tun, als ob abgeriegelte, pardon: „abgesicherte“
180 km/h mehr Verkehrssicherheit brächten, ist einfach unredlich. Was die Sache
so gefährlich macht: dass andere Hersteller ohne eingebautes Tempolimit subtil
moralisch kritisiert werden. Allerdings sind so ziemlich alle Fahrzeuge bei 250
abgeriegelt. Es bleibt allerdings den Kunden überlassen, ob sie so schnell oder
gegen Aufpreis schneller fahren wollen.
Gut ist die Volvo-Idee, dass künftig das Limit auch tiefer
eingestellt werden kann. Zum Beispiel wenn der Eigner das Fahrzeug an den
Nachwuchs verleiht und sicherstellen will, dass der Sohnemann oder die Tochter
in Sachen Geschwindigkeit nicht über die Stränge schlagen.
Ganz anders und positiv zeitgleich zwei Pressemitteilungen
von Bosch und Daimler: Beide feiern zu Recht 25 Jahre Schleuder-Bremse ESP, die
tatsächlich und nicht nur theoretisch Tausende Leben gerettet hat. Werbung für
ein 180-km/h-Tempolimit erscheint dagegen irgendwie deplatziert.
Quelle: https://automotive-opinion.com
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