Heute erleichtern Maschinen die schwere Arbeit der
Landwirte. Nun ist den Bauern ein Pferd in die Quere
gekommen was sich nicht als treuer Helfer zeigt und auch kaum zu bändigen ist.
Es ist der Amtsschimmel der auf den Bauernhöfen wiehert.
Der Autor des Buches „Mit Vollgas gegen die Natur „Wie Umweltschutz
zum Ökowahn wird“ Holger Douglas hat mit dem Landwirt Wilhelm Gebken ein sehr
interessantes Gespräch über die neue Düngeverordnung und die Folgen daraus
geführt.
Holger Douglas ist Wissenschafts- und Technikjournalist. Er
produziert seit langem Film-Dokumentationen und schreibt fundierte Artikel aus
Politik, Wissenschaft und Technik. Er veröffentlichte Bücher, welche die wahren
Hintergründe des Dieselskandals aufdecken (»Die Diesel-Lüge«), darüber, was
alles an Erstaunlichem bei Muskelarbeit geschieht (»Kraftwerk Körper«) und
berichtet Faszinierendes aus der Welt der geheimnisvollen Netzwerke der
Pflanzen.
Lesen Sie hier bei dem
UTR e.V. den Beitrag von Holger Douglas
Zu viel Dünger auf dem
Acker? Was tatsächlich geschieht, wovon der Städter nichts weiß.
Die Bauern düngen zu viel und zerstören so das Grundwasser.
Die Meinung der Städter ist ziemlich klar. Weniger klar sind ihnen die
komplizierten Zusammenhänge auf einem Ackerboden. Boden ist nicht gleich Boden,
zu viel düngen ist Quatsch. Ich stehe mit Landwirt Wilhelm Gebken auf einem
Acker im Emsland.
Wilhelm Gebken: Für mich ist jeder Acker anders, es
gibt wahnsinnig große Unterschiede. Da, wo wir jetzt stehen, ist die Geest. Die
Geest ist ein leichter Sandboden, der durch Sandablagerungen entstand und
teilweise hingeweht wurde. Geestböden sind grobkörnig. Von Natur aus kann
dieser Boden nicht sehr viel Wasser halten und damit auch wenig Nährstoffe. Mit
der Besiedlung durch die Menschen sind die ursprünglichen Wälder vor allem
aufgrund der Schafhaltung verschwunden. Das war die angeblich so gute
Hudewirtschaft, die heute als etwas Tolles propagiert wird, was sie aber gar
nicht ist. Die Wälder wurden zerstört, die Bäume entweder abgeholzt oder
abgebrannt. Um die Stubben herum wurden die Schafe getrieben, die durch das
Fressen der Pflanzen natürlich auch die Nährstoffe weggenommen haben.
Man kann sagen: Die damalige Zeit war Raubbau an
der Natur. Die durch den natürlichen Baumbewuchs entstandene Humusschicht war
sehr schnell verschwunden. Es ist über Jahrhunderte nur noch Heide gewachsen;
durch die Schafe wurde die Natur noch mehr zurückgedrängt. Durch das Abtragen
des Oberbodens für die Düngung der Esche sind hier große Gebiete mit
Wanderdünen entstanden.
Erst nach der Neuordnung nach dem Wiener Kongress 1815
konnten Änderungen in Angriff genommen werden. Die gefährlichsten Dünen, die
schon ganze Dörfer bedroht hatten, wurden durch Bäume befestigt, Kiefern
hauptsächlich, die dort wachsen konnten. Später, als die Landwirte selbständig
arbeiten konnten, also nicht mehr auf die Allmende angewiesen waren, und es die
Markenteilungen gab und jeder seine eigenen Flächen hatte, haben sie
angefangen, ihre eigenen Äcker zu bewirtschaften und konnten immer besser
werden.
Nach dem Zweiten
Weltkrieg um etwa 1950 kam der Kunstdünger auf.
Damit konnten die Landwirte schon mehr Erträge
erwirtschaften. Sie haben auch relativ schnell gemerkt – sie wussten es auch
schon vorher -, dass man mit Viehhaltung und mit organischem Dünger die Böden
verbessern kann. Das wurde dann ganz gezielt in Angriff genommen.
Aus diesen Wehsanddünen sind heute wunderbare Ackerflächen
geworden, und das, was wir hier sehen, ist so ein Boden. Da sieht man im
Frühjahr nach dem Pflügen oder nach dem Bestellen, was dort an Krümelstruktur
vorhanden ist, an Bodenlebewesen, an Mikro- und Makroorganismen, die den Boden
verkleben und die benötigte Krümelstruktur bilden. Das Bodenleben braucht auch
Nährstoffe über den organischen Dünger. Wenn die Leute, die vor 100 Jahren hier
gelebt haben, die Böden jetzt sehen würden, würden die niemals glauben, was aus
diesen Flächen entstanden ist. Aus lebensfeindlichen Sandwüsten sind Paradiese
geworden.
Bedroht wird dies
jetzt durch die Ausweisung der roten Gebiete.
Wir werden gezwungen, 20 Prozent weniger zu düngen, als die
Pflanze braucht. Eigentlich benötigt der Boden auch noch zusätzlichen
Stickstoff zur Humusbildung. Das müssen wir auch noch gegenrechnen.
Man kann es sich ausrechnen, wenn wir dem Boden 50 kg
Stickstoff pro Hektar rauben müssen, bei einem Kohlenstoff-Stickstoff
Verhältnis von 20 zu 1. Denn ohne Stickstoff kann man keinen Kohlenstoff
binden. Geht nicht. Dann kann man sich ausrechnen: 20 mal 50 sind 1000 Kilo mal
drei in CO2. Das sind drei Tonnen pro Hektar und Jahr, die wir aufgrund der
Düngeverordnung jedes Jahr in die Luft blasen müssen. Wir werden also dazu
gezwungen, CO2 in die Atmosphäre abzulassen.
Wenn man das auf die Fläche Deutschlands überträgt, dann
wären wir bei 50 Millionen Tonnen CO2, die die Bundesregierung uns nebenbei
aufgebürdet hat.
Holger Douglas: Was bedeutet das für die Langzeitwirkung
auf die Böden? Die plündern sie gewissermaßen aus?
Wilhelm Gebken: Richtig. Wir machen genau dasselbe,
was schon im Mittelalter gemacht wurde, nämlich Raubbau am Boden. Wir machen
dies nicht freiwillig, sondern gezwungenermaßen. Das ist auch im Wesentlichen
der Grund, warum wir jetzt mit den Treckern unterwegs sind, demonstrieren und
sagen, redet mit uns und nicht über uns, damit wir den Bürgern erklären können,
worum es uns eigentlich geht. Wir wollen unseren Boden erhalten.
Die Düngeverordnung sieht vor, dass die Düngemenge Jahr für
Jahr weiter reduziert werden soll, jeweils bezogen auf die schon reduzierten
Werte des Vorjahres. Was bedeutet das?
Wenn ich jetzt weniger düngen darf, also nicht mehr am
Bedarf der Pflanzen orientiert und nicht mehr mit dem Ziel, wie viel kann ich
auf diesem Boden ernten, sondern einfach 20 Prozent weniger düngen darf, habe
ich auch 20 Prozent weniger Ertrag. Vielleicht nicht im ersten Jahr, aber im
zweiten garantiert. Und im dritten Jahr muss ich dann nach diesem reduzierten
Ertrag düngen, also wieder 20 Prozent vom bereits reduzierten Ertrag. Das wirkt
von Jahr zu Jahr fort, bis ich irgendwann wieder Heide habe, mir Schafe
anschaffen muss und kein Getreide oder sonstiges mehr produzieren kann. Derzeit
kann ich mit unserem modernen System ca. 30 Mastschweine pro ha ernähren. Im
Endstadium des vom Staat erzwungenen Raubbaus wird es nur noch ein halbes Schaf
pro Hektar sein.
Das ist also eine
Abwärtsspirale, aus der es dann kein Entkommen mehr gibt?
Ein Entkommen gibt es dann nicht mehr. Dann müsste man
wieder von vorne anfangen wie damals mit ganz geringen Erträgen und langsamen
Aufbauen. Das, was drei Generationen gemacht haben mit dem Erfolg, den man
heute sieht, wäre dann weg, und man müsste ganz von vorne wieder anfangen.
Unter den heutigen Bedingungen ist das allerdings nicht mehr leistbar, weil wir
auch der internationalen Konkurrenz ausgesetzt sind, und mit einer Tonne Ertrag
pro Hektar brauche ich erst gar nicht anzufangen. Allein der Mähdrusch kostet
mehr, als ich für diese eine Tonne bekomme.
Was passiert dann auf dem Acker, wenn Sie dann nur noch
zuschauen? Der verbuscht sehr schnell und verändert sich grundlegend.
Ganz richtig. Wenn ich den Acker sich selbst überlasse, dann
wird im ersten Jahr das passieren, was BUND, NABU und Umweltbundesamt gerne
möchten, es werden bunte Blumen wachsen. Es werden auch Schmetterlinge kommen,
also alles das, was gewünscht ist. Aber nach kurzer Zeit, nach zwei, drei
Jahren werden andere Pflanzen kommen, weil sich ja wieder der Humus bildet und
sich Humus liebende Arten durchsetzen. Parallel dazu kommen dann die Bäume. Das
kann man sofort gut sehen. Auf einer Fläche, die zwei Jahre nicht
bewirtschaftet wurde, sieht man dann kleine Birken und kleine Pappeln. In
wenigen Jahren ist die Fläche verbuscht.
Das haben schon viele Umweltschützer erlebt, denen man
Flächen zur Verfügung gestellt hat und die sich über die Blumen gefreut haben.
Nachdem sie aber fünf Jahre nichts gemacht hatten, dann wieder gekommen sind,
haben sie gesehen, wie verbuscht die Fläche gewesen ist. Dann haben sie sofort
nach Geldern gerufen, damit sie die Büsche wieder entfernen können.
Ich verstehe nicht,
warum die Umweltschützer nicht verstehen, dass die natürliche Vegetation
hierzulande Wald ist.
Die versuchen auf Teufel komm raus uns zu erzählen, die
bunten Blumen und diese Insekten, die wir ja während der Zeit des Raubbaues
tatsächlich hatten, dass das hier die natürliche Vegetation ist. Das ist sie
nicht. Die natürliche Vegetation ist Wald. Wir wissen das auch von den alten
Römern, die schon vor 2000 Jahren dokumentiert haben, Germanien – das ist
dunkler, feuchter, kalter Wald. Und dort fühlen sich Schmetterlinge nun mal
nicht zu Hause. Wenn man sagt, wir wollen Natur haben, müsste man auch so ehrlich
sein und sagen, die Natur, das ist der Wald.
Hier im Norden ist das eher ein Eichenwald, im Süden würden
sich die Buchen durchsetzen und sonst nicht mehr viel.
Richtig: Eichen und Buchen – natürlich
jeweils in Monokultur. Wenn man im Herbst dann durch den Wald geht, sieht man
alle 50 Meter eine große, schlanke Buche, und dazwischen sehen Sie nur das Laub
und sonst gar nichts. Das ist das Ergebnis nach 50, 60 Jahren, wobei man vorher
doch gesagt hat, wir wollen Biodiversität haben. Wenn man die Natur einfach
machen läßt, bekomme ich eine Monokultur.
Die Buchen nehmen den anderen Pflanzen durch ihr dichtes
Laubdach das Licht weg und lassen am Boden nichts anderes mehr gedeihen.
Das ist die Natur der
Natur. Der jeweils
Stärkste für diesen Standort setzt sich durch, und das ist in vielen Teilen
Deutschlands die Buche, an anderen Stellen ist das die Eiche, und dann gibt es
noch sowas wie zum Beispiel den Spreewald, das wären dann vermutlich die Erlen,
die sich dort durchsetzen würden.
Es ist also eine großartige kulturelle Leistung gewesen, das
Land urbar zu machen und Ackerland aufzubauen. Es ist nicht einfach damit
getan, auszusäen und dann zum Beispiel Weizen zu ernten. Natur ist
komplizierter?
Die kulturelle Leistung liegt einmal darin, dass der Acker
überhaupt bewirtschaftbar wurde, dass ich überhaupt mit dem Pflug drüber fahren
kann. Es hat Jahrhunderte gedauert, bis aus Hudewäldern diese wunderbare
Ackerkrume entstanden ist, und dass dort auch hauptsächlich der Weizen oder der
Roggen wächst und nichts anderes. Das ist ja der Sinn der Sache. Wenn ich zum
Beispiel eine fußballfeldgroße Fläche habe, und ich betreibe dort auf diese
Weise Landwirtschaft, dann habe ich einen hohen Ertrag. Der liegt in
Deutschland im internationalen Vergleich sehr hoch. Das liegt einmal an unseren
klimatischen Voraussetzungen, aber auch an der Ausbildung der Landwirte und an
dem gesamten Cluster, der mitarbeitet – von der Züchtung der Pflanzen
angefangen bis hin zum Maschinenpark. Da kommen viele Dinge zusammen. Es ist
schon wahnsinnig viel, was alles zum Erfolg dazugehört.
Wenn ich jetzt aber als Biolandwirt arbeite und nehme zum
Beispiel die Unkräuter nicht ernst und betreibe Raubbau am Boden, weil ich
falsch dünge, dann nehmen diese Unkräuter dem geschwächten Weizen den Platz
weg. Das bedeutet, ich benötige mehr Platz, um denselben Ertrag zu haben. Wenn
ich ein Fußballfeld mit Weizen habe und daneben ein Fußballfeld mit natürlichem
Wald, und ich stelle meinen Acker auf Bio um, dann bin ich gezwungen, den Wald
daneben zu entfernen, um auch dort Bio anzubauen. Ansonsten geht es nicht, ich
brauche bis zum fünffachen der Fläche für den gleichen Ertrag.
Als Landwirt sind Sie
ein selbständiger Unternehmer, abhängig vom wirtschaftlichen Gedeihen und
Wohlergehen ihres Betriebes.
Das wiederum hängt ganz entscheidend davon ab, welche Sorte
Sie aus zum Anbauen auswählen. Wie gehen Sie vor?
Wenn Sie mich jetzt fragen würden, was ich im Nachbardorf
anbauen würde, dann würde ich Ihnen sagen: Das weiß ich nicht! Das kann ich nicht
beurteilen, das müssen Sie meinen Kollegen fragen, der dort seine Flächen hat.
Nur der kennt seine Flächen. Ich kenne die nicht, und die Unterschiede sind
schon hier so groß, dass er unter Umständen andere Sorten nimmt.
Ich habe zum Beispiel – einmal auf Mais bezogen – der
Normalbürger meint ja, Mais ist zwei Meter groß, hat Kolben und ist grün. Es
gibt aber tausende unterschiedlicher Maissorten. Aus diesen tausenden Sorten
muss ich mir die wenigen aussuchen, die für meinen Boden optimal sind, damit ich
auch den optimalen Ertrag habe.
Dieser Boden hier ist sehr leicht und daher schnell
erwärmbar. Ich brauche also eine Sorte, die das kann. Ich habe aber auch
Flächen, die sich nicht so schnell erwärmen, weil es dort zum Beispiel höhere
Wasserstände gibt. Die sind im Frühjahr ziemlich kalt. Wenn ich die wärme
liebende Sorte auch dort anbauen würde, hätte ich dort 30 Prozent weniger
Ertrag. Ich brauche also eine Sorte, die unter den dortigen Umständen besser
wächst.
Das Geheimnis ihres Erfolges steckt also auch darin, dass
Sie Ihre Böden genau kennen. Die Unterschiede können sehr beträchtlich sein
selbst auf kleinen Flächen?
Ich hatte vor der Flurbereinigung sehr kleine Flächen; eine
der Fläche, kleiner als ein Fußballfeld, fiel nach hinten ein wenig ab. Im
vorderen Bereich war das ein leichterer Boden. Wenn es nicht viel geregnet
hatte, dann vertrocknete das Getreide vorne. Im mittleren Teil wuchs es dann
gut, weil dort genügend Wasser war. Und im hinteren unteren Teil ist das
Getreide trotzdem abgesoffen, weil es dort immer zu viel Wasser gab.
Wir haben dann die Wasserführung geändert, damit der hintere
Bereich nicht zu feucht ist. Im vorderen Bereich haben wir mehr Zwischenfrüchte
angebaut, damit sich Humus bildet und das Wasser länger hält. Auf diese Art
kann man einen sandigen Boden auf Dauer verbessern. Mit der Zeit und Erfahrung
weiß man, wo man was machen muss. Das kann man aber nicht in einem Jahr
erfahren. Das dauert 10, 15 sogar 20 Jahre, bis der Boden so ist, wie man ihn
gerne hätte, damit er den optimalen Ertrag bringt.
Solange dauert also die Kulturleistung »Aufbau eines
Ackerbodens«?
Es hat drei
Generationen gedauert um das zu bekommen, was wir jetzt hier haben.
Wenn man es schafft, genügend Stickstoff in den Boden
hineinzubekommen, was der Herr Hofreiter ja verhindern will, dann bedeutet das,
dass sich Humus bildet und dieser sich weiter in Huminstoffe umwandelt und
irgendwann auch mineralisiert. Das ist ein sehr langfristiger Vorgang.
Bodenbildung kann man auch in Generationen nicht mehr ermessen. Aber wir sind
dabei, das zu tun. Wir machen auf diesen Böden, die früher nicht beackert
werden konnten, den Anfang. Im Augenblick werden wir aber daran gehindert, den
Boden für zukünftige Generationen zu verbessern.
Die schauen dann in die
Röhre?
Die schauen in die Röhre! Wenn diese Böden schlechter
werden, kann ich sie nicht mehr bewirtschaften. Gerade bei diesen Böden, auf
denen wir jetzt stehen, kann ich sagen, wenn wir noch weitere Einschränkungen
bekommen und wenn noch weiter Tierbestände abgebaut werden, was ja gewollt ist,
dann bedeutet das, dass solche Flächen nicht mehr bewirtschaftet werden können.
Noch etwas zum Mais: Wir haben ja zum Beispiel
Bördegebiete, in denen wir Brotweizen anbauen können, wo es sehr hohe Erträge,
sehr hohe Hektarleistungen gibt. Dann ist auch der Gewinn pro Hektar groß. Das
können wir hier nicht. Wir können hier nur Futterweizen oder Futterroggen
anbauen. Aber der Boden ist aufgrund seiner Struktur und aufgrund des hohen
Sauerstoffgehaltes des Bodenwassers und des Bodens für den Maisanbau geeignet.
Wenn ich das in Energie umrechnen, dann habe ich hier höhere Erträge als in den
Börderegionen mit Brotweizen. Aber natürlich nur in den Jahren, in denen es
auch regnet.
Zu wenig Regen im Mai/Juni – wir nennen das hier
Frühsommertrockenheit – ist hier seit jeher sehr verbreitet. Das kann ich hier
ein wenig eindämmen, indem ich Humus bilde. Der Humus hält das Wasser länger.
Das kann man bei Flächen sehen, die entsprechend bewirtschaftet werden, und wo
darauf Wert gelegt wurde, den Humusgehalt zu erhöhen. Die halten bei gleicher
Frucht und gleicher Düngung länger als die Fläche daneben. Die eine Fläche
zeigt bereits eine Woche eher Schäden durch die Trockenheit als die andere.
Es hängt also von
vielen Faktoren teilweise auch vom Glück ab, wenn Sie eine gute Ernte
heimfahren?
Ja. Erst einmal muss ich alles richtig machen. Einiges kann
ich nicht richtig machen, weil ich nicht weiß, wie das Wetter wird. Ich habe
eine bestimmte Ertragserwartung, nach der ich meine Maßnahmen ausrichte. Das
Wetter kann ich nicht beeinflussen, das ist dann Glück. Wenn es zu wenig
regnet, dann habe ich eben Pech gehabt, wenn es zu viel regnet, dann stehen
meine besseren Flächen unter Wasser.
Das ist also kein Spiel für den Politikkommissar, der vom
Schreibtischstuhl eines Ministeriums vorgibt, was dieses Jahr ausgebracht
werden soll, wann geerntet werden soll. Worauf kommt es wirklich an?
Der hätte schon einmal 30 Prozent Minderertrag im ersten
Jahr. Nur weil er auf seinem Sessel sitzt. Es gibt ein sehr großes Wissen im
Bereich der Landwirtschaft, dieses Wissen ist lokal vorhanden, das ist diese
Clusterstruktur. Gleich, ob Viehhaltung oder Ackerbau. Zum Beispiel gibt es
Firmen, von denen ich Saatgut und Pflanzenschutzmittel kaufen kann. Diese haben
Fachberater. Die Firmen haben ein Interesse daran, dass ich erfolgreich bin.
Die werden mir nicht irgendetwas verkaufen, damit die nur Geld einnehmen, bei
dem sie aber wissen, im nächsten Jahr sind die Bauern pleite, dann kann ich mit
denen nichts mehr verdienen.
Also müssen die dafür sorgen, dass ich auch die richtigen
Sorten bekommen. Ich kann die Leute anrufen; es gibt auch eine offizielle
Beratung, das ist die Landwirtschaftskammer und natürlich gibt es Ausbildungen,
Weiterbildungen und Schulungen. Aus all dem kann ich mir dann meine Meinung
bilden. Letztendlich entscheiden muss ich. Das können die nicht für mich tun.
Die kennen auch nicht meine Flächen. Die können nur empfehlen. Ich höre mir das
an und entscheide nach meinen Bedingungen. Da ist ein sehr großes
Vertrauensverhältnis und eine sehr hohe Professionalität vorhanden.
Das drückt sich ja auch in der Ernte aus, wo sie meist nur
ein extrem kleines Zeitfenster aus Witterungsgründen haben. Eine Ernte mit
vielen großen Landmaschinen, die wild über Straßen und Äcker fahren, ist in
Wahrheit eine große konzertierte Aktion?
Jeder Landwirt hat zwar seinen eigenen Betrieb, aber wir
haben nicht jeder diese großen Maschinen. Die Maschinen sind teilweise viel zu
teuer. Jeder Betrieb entscheidet das für jede Maschine, rechnet sich das für
meinen Betrieb oder kann ich das besser von einem Lohnunternehmer machen
lassen, der ja auch sehr professionell arbeitet. Ich kann Ihnen sagen, diese
Lohnunternehmen sind das Beste, was ich an Arbeitsleistung jemals erlebt habe.
Die sind professionell, schnell, arbeiten lösungsorientiert, und die
Mitarbeiter, die die haben, sind immer daran interessiert: Wie kann ich für den
Landwirt das Beste tun?
Wie schauen die
darauf, dass grüne Landwirtschaftfunktionäre Ihnen, den Landwirten, sagen
wollen, wie es geht, und wie Sie es besser machen sollen?
Das ist nur noch Wahnsinn. Man kann gedanklich kaum
verarbeiten, wenn jemand kommt, der überhaupt nicht weiß, was hier passiert,
den Boden nicht kennt, noch nicht einmal weiß, ob es Weizen ist, oder ob es
Kartoffeln sind, und der mir dann erzählen will, ich müsse irgendetwas tun,
damit die Umwelt nicht so belastet wird. Der mir dann sagt, ich muss Humus
bilden, wozu ich ja Stickstoff brauche, mir aber gleichzeitig sagt, Stickstoff
darfst du nicht düngen, dann haben wir das böse Nitrat im Grundwasser. Der also
noch nicht einmal den Zusammenhang von der Humusbildung mit Stickstoff kennt,
und der die Ursachen von Nitrat im Grundwasser nicht begriffen hat.
Denn nicht der Stickstoff ist die Ursache für Nitrat im
Grundwasser, sondern der Sauerstoffgehalt des Bodenwassers. Bei hohen
Sauerstoffgehalten kann keine Denitrifikation stattfinden. Das Bodenleben kann
den Stickstoff nicht in Luftstickstoff umsetzen, der dann gasförmig als N2 in
die Atmosphäre entweicht.
Das haben wir gerade hier auf diesen leichten Böden. Die
sind durchlässig, man kann auch sagen: Die sind inkontinent. Mit dem Wasser
kommt auch der Sauerstoff nach unten. Das Bodenleben schafft es nicht, den Stoffwechsel
so umzustellen, dass es von der Sauerstoffatmung auf die anaerobe Atmung
umsteigt. Und Leute dies das nicht kapieren, haben die Lizenz, den Bauern
Vorschriften machen zu können?
Wobei wir uns noch nicht darüber unterhalten haben, in welch
geringen Dimensionen sich die Nitratwerte bewegen. Die spielen keine Rolle?
Richtig, es spielt eigentlich überhaupt keine Rolle, und es
gibt ein paar Messstellen, wo leicht erhöhte Werte tatsächlich auftreten. Wird
aber etwas tiefer im Grundwasser gemessen, gibt es auch dort kein Nitrat.
Außerdem fließt auch das Grundwasser in Richtung Oberflächengewässer. Auf dem
Weg dorthin wird das gesamte Nitrat abgebaut, angereichert wird nichts.
Einen Vorwurf muss ich
den zuständigen Behörden machen: Man kann anhand von Langzeitmessungen feststellen, ob
dieses Nitrat aus der Landwirtschaft oder aus anderen Quellen stammt. Bevor ich
irgendetwas mache, muss ich doch erst einmal wissen: Wo kommt es her? Erst wenn
ich weiß, das Nitrat kommt zum Beispiel aus der Landwirtschaft, kann ich
Gegenmaßnahmen treffen. Ich kann meine Fruchtfolge insoweit umstellen, dass ich
mit Zwischenfrüchten arbeite, damit ich im Winter eine geringere Auswaschung
habe, eine andere Maßnahme wäre zum Beispiel Bewässerung während der
Trockenphasen, damit keine hohe Mineralisation von Stickstoff stattfindet, der
dann bei plötzlichem Regen nach unten geht. Im Grunde genommen ist das Thema
„Nitrat aus der Landwirtschaft“ reine Panikmache, auch von Seiten der Behörden.
Aber wir kommen nicht zu einer Lösung, weil meiner Meinung nach die Behörden
ihre Arbeit nicht so machen, wie es der Bürger erwarten kann.
Dünger kostet ja Geld. Aus wirtschaftlichen Gründen müssten
Sie doch eher sparsam damit umgehen, stelle ich mir vor?
Richtig. Der mineralische Dünger kostet
Geld, und der organische Dünger, also die Gülle hauptsächlich, ist begrenzt.
Das wissen die meisten Leute gar nicht. Es ist nicht so, dass ich im
organischen Dünger schwimmen kann, sondern ich habe pro Hektar maximal 170 Kilo
Stickstoff zur Verfügung. Den muss ich dann so einsetzen, dass es für meine
Böden optimal ist. Wenn ich das nicht kann, wenn ich auf der einen Hälfte zu
wenig dünge, heißt das Minderertrag und pro Hektar 200 Euro weniger.
Und umgekehrt auf der anderen Hälfte wäre der Dünger, der ja
einen Wert hat, verschwendet. Es kommt noch der Mineraldünger dazu, der ja erst
recht verschwendet ist, und der kostet. Das sind dann mit dem Ausbringen auch
schon 70 Euro. Auf der Hälfte der Flächen hätte ich dann 200 Euro minus durch
falsche Düngung, und auf der anderen Seite hätte ich 70 Euro zu hohe Kosten,
weil ich zu viel Dünger ausgebracht habe.
Das mache ich drei Jahre, und dann mache ich meinen Betrieb
dicht.
Wer Antworten sucht,
der sollte das Buch von Holger Douglas „Mit Vollgas gegen die
Natur „Wie Umweltschutz zum Ökowahn wird“ lesen. In 36 Kapiteln beantwortet
dieses Buch die Fragen und entlarvt vieles von dem Schwindel, der täglich auf
uns einprasselt, und für den wir empfänglich geworden sind.
Holger Douglas ist Wissenschafts- und Technikjournalist. Er
produziert seit langem Film-Dokumentationen und schreibt fundierte Artikel aus
Politik, Wissenschaft und Technik. Er veröffentlichte Bücher, welche die wahren
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„In den 36 Kapiteln dieses
spannenden und flüssig zu lesenden Buchs verbergen sich handfeste Überraschungen“,
sagt Horst Roosen, Vorstand des UTR |Umwelt|Technik|Recht| e.V. Man legt es
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