3500 Privatanleger in die zehn Schiffsfonds mit 90 Mio. Euro Investition betroffen. Fondsanleger müssen nun sogar mit Rückforderung ihrer Ausschüttungen rechnen.
Die Schifffahrtskrise seit 2008 erreicht jetzt die traditionsreiche Reederei Rickmers Gruppe. "Für insgesamt zehn Schiffe wurde im Januar und bereits zu einem früheren Zeitpunkt das Insolvenzverfahren eröffnet", bestätigt ein Unternehmenssprecher dem Hamburger Abendblatt.
Vorrangig sind Privatanleger betroffen, die ihr Geld in Schiffsfonds investiert haben. Aber auch die Rickmers Gruppe war mit einem kleinen Anteil an sechs Container-schiffen beteiligt. "Negative Auswirkungen auf das aktuelle Geschäftsjahr wird das aber nicht haben", sagt der Unternehmenssprecher. Ende 2012 war die Rickmers Gruppe mit 10,2 Millionen Euro an Schiffsfonds beteiligt. Davon wurden 2012 rund acht Millionen Euro wertberichtigt. Neuere Zahlen gibt es nicht.
Die Hauptlast der Schiffsfondsinsolvenzen tragen die Privatanleger. Sie haben rund 90 Millionen Euro in Containerfrachter und Chemikalientanker investiert. Nach Schätzungen von Branchenexperten sind rund 3500 Anleger betroffen, darunter auch aus Norddeutschland.
Der Erlös aus der Verwertung der Schiffe im Insolvenzverfahren fließt in der Regel den Banken zu, die die Schiffe mitfinanziert haben. Für die Anleger bleibt nichts mehr übrig, weil sie ganz am Ende der Gläubigerkette stehen.
Seit 2009 sind etwa 400 Schiffe in Schiffsfonds in Deutschland in Insolvenz gegangen oder geschickt worden. Allein in 2013 waren es 120 Schiffe.
Die insolventen zehn Schiffsfonds wurden von dem Hamburger Emissionshaus Atlantic aufgelegt, das eine 100-prozentige Tochter der Rickmers Gruppe ist und bisher 36 Schiffsfonds aufgelegt hat.
Das 1998 gegründete Fondshaus Atlantic verspricht auf seiner Internetseite "ein Höchstmaß an Sicherheit bei gleichzeitig attraktiven Renditeaussichten". Doch davon haben die betroffenen Anleger nichts mitbekommen. Sie verlieren nicht nur ihr investiertes Geld. Zum Totalverlust bei den Schiffsfonds kommt die Rückzahlung bereits erhaltener Ausschüttungen aus den Schiffsfonds. Da es sich bei den Ausschüttungen um keine echten Gewinne gehandelt habe, werde der Insolvenzverwalter sie zurückfordern.
So hat der Twinfonds mit den Frachtern "Saylemoon Rickmers" und "Nina Rickmers" in den Jahren 2005 bis 2007 rund 20 Prozent des eingezahlten Kapitals ausgeschüttet. Ein Anleger in dem Schiffsfonds, der sich mit 20.000 Euro beteiligt hat, muss 4000 Euro an den Insolvenzverwalter zahlen, wenn dieser die Ausschüttungen zurückfordert. Und nach den Erfahrungen von anderen Fonds wird er dies machen. .
Experten schätzen, dass bereits zwei Drittel der Schiffsfonds von Atlantic insolvent oder in Schieflage sind.
In der Schiffahrts-Branche sind vor allem kleinere Containerschiffe mit einer Stellplatzkapazität bis zu 5000 Standardcontainern (TEU) von den Problemen betroffen. Die Rickmers-Schiffe haben eine Kapazität zwischen 1850 und 5000 TEU. Für diese Frachter gibt es derzeit kaum Nachfrage. Die Reeder bevorzugen größere Schiffe. Das ist deshalb ein großes Problem.
Die Insolvenz des Atlantic Flottenfonds mit vier Chemikalientankern wird ein gerichtliches Nachspiel haben. Fachanwälte haben die vier Gründungsgesellschafter des Fonds eine Klage vor dem Landgericht Hamburg eingereicht. Darunter sind auch Rickmers-Firmen. Es geht darum, dass angeblich Risiken im Prospekt nicht umfassend genug dargestellt wurden. Der Fonds wurde von freien Finanzvermittlern vertrieben. Die Gesellschaft existiert bereits nicht mehr.
Rickmers Holding, Muttergesellschaft des gleichnamigen Schifffahrtskonzerns, hat zur Finanzierung ihres Geschäfts eine Anleihe über 225 Millionen Euro begeben. Das Papier mit einer Rendite von 9,2 Prozent gab am Mittwoch im Kurs leicht nach.
Wegen der relativ komplexen Lage bei Schiffsfonds in Insolvenz sollten Anleger einen Fachanwalt für Bank- und Kapitalanlagerecht einschalten.
Quelle: Hamburger Abendblatt
Informationen: Praxishandbuch Schiffsfonds - Karl-Heinz Steffens/Claudia Dreßler, De Gruyter Verlag - Erscheinung Februar 2014.
- Für die Prüfung von Ansprüchen aus Kapitalanlagen in Schiffsfonds durch Fachanwälte für Bank- und Kapitalmarktrecht hat der BSZ e.V. die Interessengemeinschaft Schiffsfonds/ Reederei Rickmers Gruppe gegründet. Es bestehen gute Gründe hier die Interessen zu bündeln und prüfen zu lassen und der Interessengemeinschaft beizutreten.
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Foto Rechtsanwalt und BSZ e.V. Vertrauensanwalt Karl-Heinz Steffens
Dieser Text gibt den Beitrag vom 31. 01. 2014 wieder. Hiernach eintretende Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt und können zu einer anderen rechtlichen und auch tatsächlichen Beurteilung führen.
khsteff
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