Mittwoch, Februar 20, 2013

Centrosolar AG: Restrukturierung notwendig, Anleihen sollen in Aktien umgetauscht werden!

Anlegern drohen erhebliche Verluste. Anleihegläubiger bündeln ihre Interessen im BSZ e.V. Centrosolar muss wegen Finanzproblemen ein ehrgeiziges Restrukturierungsprogramm umsetzen und will dabei Anleihen über nominal 50 Millionen Euro in Aktien umwandeln. Anleihegläubiger sollen voraussichtlich schmerzhafte Verluste erleiden.


Das Solar-Unternehmen Centrosolar AG beabsichtigt, seine im BondM notierten Anleihen (ISIN DE000A1E85T1; WKN A1E85T) in börsennotierte Aktien (ISIN DE0005148506; WKN 514850) umzutauschen. Angesichts des Aktienkurses wird dies für Anleihegläubiger wohl ein Verlustgeschäft. Stand die Aktie im Mai 2006 noch bei rund 20,78 Euro, so notiert sie im Moment im Berlin Second Regulated Market (BSRM) noch bei ca. 1,07 Euro. Das bedeutet, dass der Markt die Centrosolar AG derzeit mit ca. 22,5 Millionen Euro bewertet. Das ist 45% der ausstehenden Anleihe über 50 Millionen Euro. Hinzu kommt, dass angesichts des Restrukturierungsbedarfs bei Centrosolar und des insgesamt schwierigen Marktumfelds in der Solar- und Photovoltaikindustrie ein Anstieg des Aktienkurses unwahrscheinlich erscheint. Eine weitere Absenkung der Einspeisevergütung ist beschlossene Sache. Fälligkeitstermin für die Rückzahlung der Anleihe ist 15. Februar 2016.

Hinzu treten Pläne des Centrosolar-Vorstands zur Kapitalstärkung: Das Unternehmen beabsichtigt die Aufnahme neuer Mittel im Wege einer Kapitalerhöhung mit Bezugsrechten. Nicht von Altaktionären bezogene Aktien sollen an neue Investoren platziert werden.

Die von Centrosolar gestern vorgelegten Finanzkennzahlen für 2012 sind allerdings enttäuschend und reizen Investoren nicht zum Einstieg: Obwohl der Absatz unverändert blieb, sank der Umsatz um 22% auf 228 Millionen Euro. Das Unternehmen macht den Preisverfall für Photovoltaik-Anlagen hierfür verantwortlich. Marktkenner erwarten, dass der Verfall anhalten wird. Die Netto-Finanzverschuldung lag zum Bilanzstichtag bei 90 Millionen Euro (Vorjahr 69 Mio. Euro). Dabei verfügte das Unternehmen zum 31.12.2012 über liquide Mittel in Höhe von 18,3 Millionen Euro (Vorjahr 25,9 Mio. Euro). Die Marge verschlechterte sich auf minus 8% bis minus 10% von minus 1,3% in 2011. Das würde wohl einen operativen Verlust von ca. 18 bis 23 Millionen Euro bedeuten. Endgültige Zahlen will Centrosolar am 28. März 2013 vorlegen.

Noch ist unklar, ob der beabsichtigte Anleihetausch einen Zahlungsausfall im technischen Sinne, also eine Insolvenz bedeutet. Solange das Unternehmen zu der geplanten Umtauschaktion keinen genaueren Angaben macht, kann dies nicht abschließend beurteilt werden. Klar scheint jedenfalls, dass nach den momentanen Restrukturierungsplänen Anleger der ersten Stunde besonders bestraft werden. So lag der Höchstkurs der Anleihe im Mai 2011 bei 102,35%, momentan ist er auf rund 32% gefallen.

Hierzu BSZ e.V.- Vertrauensanwalt Dr. Späth: ,,Die Restrukturierungsmaßnahmen von Centrosolar dürfen nicht auf dem Rücken der Anleihegläubiger umgesetzt werden. Das Unternehmen muss klar mitteilen, welche Einbußen die anderen Gläubiger bereit sind zu tragen. Bislang heißt es von Seiten des Unternehmens lediglich, dass die besicherten Finanzgläubiger - Banken und Leasinggeber - bereit seien, Zinsen und Tilgungen teilweise zu stunden und ihre Finanzierungen bis Ende 2014 zuzusagen.

Ein wirklicher Einschnitt ist das nicht. Gleiches gilt für die Führungskräfte: Auch diese wollen Teile ihre Vergütung nur stunden, nicht aber verzichten. Ganz anders ist jedoch die Unternehmensplanung für die Anleihegläubiger: Diese sollen verzichten und Einbußen sofort erleiden. Denn angesichts des niedrigen Aktienkurses ist kein Wert erhaltendes Verhältnis beim Umtausch der Anleihen in Aktien zu erwarten. Anleihegläubiger werden also durch den Umtausch unmittelbar verlieren. Und falls die Restrukturierung nach dem Umtausch doch scheitert und Centrosolar in die Insolvenz fällt, gehen die vormaligen Anleihegläubiger komplett leer aus: Denn die dann von ihnen gehalten Aktien sind im Insolvenzfall weitgehend wertlos.

Die besicherten Finanzgläubiger hingegen können nach dem geplanten Restrukturierungsmodell auch im Insolvenzfall ihre Forderungen werthaltig durchsetzen. Denn sie haben ja ihre Sicherheiten. Und die Führungskräfte erhalten im Insolvenzfall Insolvenzgeld bzw. werden üblicherweise mit Sonderzahlungen auf Treuhandkonten an Bord gehalten. Ein solches Restrukturierungsmodell geht also voll zulasten der Anleger und muss abgeändert werden. Um eine Änderung durchzusetzen, kann ich Anleihegläubigern nur dringend raten, sich an einen Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht zu wenden oder sich zumindest einer Anlegerinteressengruppe anzuschließen. Die Erfahrung zeigt, dass Anleger ihre Rechte auch durchsetzten können, wenn sie sich gebündelt wehren."

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Foto: Rechtsanwalt und BSZ e.V. Vertrauensanwalt Dr. Walter Späth

Dieser Text gibt den Beitrag vom 20. Februar 2013 wieder. Hiernach eintretende Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt und können zu einer anderen Einschätzung führen.

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