Montag, Februar 07, 2011

Ruin kann viele Ursachen haben, mitunter ist es auch der Rat von Finanzfachleuten.

Millionen Menschen versuchen finanzielle Unabhängigkeit, Sicherheit und Wohlstand durch Kapitalanlagen zu erreichen. Der Kapitalanlagemarkt ist jedoch für die meisten Anleger ein völlig undurchschaubares Gebilde. Die „hohe Kunst“ mancher der sich hier tummelnden „Berater“ besteht nämlich darin, mit zweifelhaften Vertriebsmethoden Koffer voller Euros gegen Koffer voller unhaltbarer Versprechungen zu tauschen. Dabei ist das Versprechen hoher Renditen für die Opfer fast immer entscheidend, das zeigen die Erfahrungen des BSZ® Bund für soziales und ziviles Rechtsbewußtsein e.V. Jedes Jahr werden so private Vermögen in Milliardenhöhe vernichtet.

Die Angst vor der Altersarmut wird von vielen „Finanzberatern“ massiv zur Neukundenwerbung genutzt. Gerne bietet man da eine kostenlose Rentenberechnung an. Sie soll die Deckungslücke offen legen, für welche eine private Altersversorgung notwendig ist. Natürlich hat der Berater das passende Angebot in seinem Aktenköfferchen parat.

Den BSZ e.V. erreichte jetzt ein Brief eines Professors der als Arzt in den neuen Bundesländern tätig war. Dieser Brief macht deutlich, mit welchen Methoden auch ehemalige DDR-Bürger in zweifelhafte Anlageobjekte gelockt wurden. Wir geben den Text ohne Änderung so wieder wie er uns hier vorliegt:

„Ich war bis 2002 Chefarzt einer vergleichsweise großen Klinik in den Neuen Bundesländern. Dort hatte sich ein Finanzberater empfohlen. Er kam nach der Wende auch zu mir immer wieder in die Klinik bzw. zu uns nach Hause und teilte uns mit, wir sollten ihm vertrauen, er würde uns wie seinen Vater beraten. Er wäre im Dienste des ehrwürdigen AWD tätig.

Er zeigte Diagramme, wie effektiv der AWD (uns bis dato unbekannt) arbeiten würde. Wir als ehemalige DDR-Bürger hatten von Finanz Angelegenheiten wenig Ahnung und haben ihm geglaubt. Seit der Wende konnten auch wir etwas mehr Geld verdienen und haben dies fleißig angespart. Sobald etwas Geld auf dem Konto war, kam dieser Finanzberater des AWD mit vorgefertigtem Vertrag und sagte in etwa: „Den brauchen Sie sich nicht durchzulesen. Den können Sie gleich unterschreiben
das ist eine sehr gute und profitable Anlage.“

So geschah es mehrmals. Wir gaben ihm alles, was wir erspart hatten. Er erstellte eine Kurve, die uns zeigte, wie viel Geld wir nach Eintritt in das Rentenalter haben werden. „Das wird so viel sein, dass Sie es nicht verbrauchen werden“, sagte er uns als Erklärung dazu. So gaben wir ihm wie gesagt- nicht nur unser Vertrauen, sondern auch unser ganzes Geld. Meine Frau ist 2001 berentet worden, ich 2002. In 2004 kam er noch einmal zu uns und drängte uns einen Schiffsaufbauplan auf, wo hinein wir monatlich 500 Euro zahlen. Zu dem Zeitpunkt war ich schon 2 Jahre Rentner! Wir haben jetzt nachgefragt: wir kommen aus diesem Schiffsaufbauplan nicht heraus, wir müssen weiter (als Rentner) bis 2013 zahlen und die Ausschüttungen kommen dann (wenn überhaupt?) erst kleckerweise. Die voraus gegangenen Anlagen sind fast alle verloren, weil die Projekte (Medienfonds, Dreiländerfonds, Falk-Fonds) pleite seien oder davor stehen.

Wir sind wirklich betrogen worden! Es ist nie ein Wort gefallen, dass diese Anlagen auch ein Risiko einschließen!! Das haben wir erst erfahren, als im TV die Mitteilung kam, dass der Falk-Fonds pleite sei. Da riefen wir besorgt unseren Finanzberater an und fragten, was nun?. Antwort: „Ja, da haben Sie halt Pech gehabt.“ Jetzt wurde uns erstmalig klar, dass wir für den ach so vertrauenswürdigen Finanzberater nur eine Nummer waren. Er hat an uns durch seine Provisionen für die Verkaufsabschlüsse viel Geld verdient. Er kümmerte sich nun nicht mehr um uns. Wir haben uns beim AWD beschwert, wurden aber immer wieder abgeschmettert. Natürlich sind wir diesen AWD-Rechtsanwälten nicht gewachsen. Unser Geld ist aber weg. Es sollte jedoch nach der oben erwähnten Kurvendemonstration des Finanzberaters so viel Geld fließen, dass wir es niemals verbrauchen können, auch nicht, wenn wir jährlich Schiffsreisen machen würden. Wir haben nun bis heute keine einzige Schiffsreise gemacht und fühlen uns maßlos betrogen.

Als wir dem Finanzberater noch vertraut hatten, haben wir ihn sogar an meinen Bruder und auch an einen Fachkollegen weiter empfohlen. Die fühlen sich in gleicher Weise betrogen wie wir.“

Fazit des BSZ e.V.:
Denken Sie daran, viele Anbieter von Kapitalanlagemodellen sind auf dem Vormarsch und versuchen, die Zukunfts- und Versorgungsängste der Menschen auszunutzen mit dubiosen Anlagemodellen und hohen Renditeversprechen.

Anlegerschutz ist eines der wichtigsten Elemente eines florierenden Finanzmarkts. Der Anlegerschutz soll dafür sorgen, dass diejenigen, die ihr Geld in die Produkte der Finanzbranche investieren nicht über den Tisch gezogen werden. Anleger sollten stets darüber informiert werden, dass eine Anlage nicht nur einer Wertsteigerung unterliegen kann, sondern auch einem Wertverlust ausgesetzt sein kann. Anleger die bereit sind Gewinne zu kassieren müssen auch bereit sein die Risiken ihrer Anlage mit zu tragen.

Aber was ist, wenn Anleger bei ihrer Anlageentscheidung getäuscht werden? Die Anbieter unterliegen zwar bestimmten gesetzlichen Regeln und Vorschriften, dass diese aber nicht immer integraler Bestandteil einer Anlageberatung sind, dürfte wohl kaum bestritten werden können. Für den BSZ Bund für soziales und ziviles Rechtsbewußtsein e.V. im hessischen Dieburg ist es somit keine Überraschung wenn jedes Jahr Anlegergelder wegen falsch/schlecht Beratung vernichtet werden. Auffällig ist, dass zunehmend Senioren Opfer solcher „Beratungen“ werden. So sind überdurchschnittlich viele Rentner von ihren Hausbanken in die Lehmann Brothers Papiere gedrängt worden.

Man sollte nie vergessen, dass sich hinter jeder lukrativen Geldanlage auch ein massiver Verlust verbergen kann. Daran ändert auch nichts wenn sich der Anbieter mitunter der werblichen Unterstützung durch Prominente aus Politik und Wirtschaft bedient. Diese prominenten Köpfe und deren im Anlageprospekt abgedruckten „Anlage-Lyrik“ buhlen nur um das Vertrauen der Anleger. Die Herrschaften die hier ihre Stimme –sicher gegen Honorar- hergeben, haften den Anlegern für eventuell später eintretende Schäden natürlich nicht. Daher ist diese „vertrauensbildende Maßnahme“ gleichzusetzen mit der Werbung für Tütensuppen oder Gummibärchen.

Als Anleger sollte man sich nie unter Zeitdruck setzen lassen. Stattdessen gilt es die eigene Gier im Zaum zu halten und zunächst einmal alle Details sorgfältig zu prüfen. Der beste Schutz: Misstrauen!

Anlegern den gleiches wie hier geschildert widerfahren ist, können ihre Geschichte gerne dem BSZ e.V. zur weiteren Verbreitung zusenden. Damit wird zumindest erreicht, dass den Verursachern dieser wirtschaftlichen Katastrophen ständig der Spiegel vors Gesicht gehalten wird und die Öffentlichkeit aus erster Hand über diese Praktiken informiert wird.

Betroffene Anleger können sich auch gerne der BSZ e.V. Interessengemeinschaft Anlageberatung unvollständig/fehlerhaft anschließen.

Bildquelle: ©Konstantin Gastmann/PIXELIO    http://www.pixelio.de/


BSZ® Bund für soziales und ziviles Rechtsbewußtsein e.V.
Lagerstr. 49
64807 Dieburg
Telefon: 06071-9816810
Dieser Text gibt den Beitrag vom 07.02.2011 wieder. Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt.

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