Freitag, September 24, 2010

Jährlich versickern Milliarden Dollar durch Penny-Stock-Betrug in dunklen Kanälen.

Ein Markt in dem die Manipulation zur Regel gehört macht die Anleger zu bloßem Kanonenfutter. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft München in einer spektakulären Aktion die Büros und Wohnungen von Dutzenden Verdächtigen durchsuchen lassen.

Der Razzia gingen mehr als zweijährige Ermittlungen voraus, die Vorwürfe lauten dem Vernehmen nach auf Marktmanipulation und Insiderhandel mit Aktien. Bereits am Dienstag hätten die Ermittler insgesamt 48 Büro- und Privaträume bundesweit und in Österreich durchsucht. Die Ermittlungen richteten sich gegen insgesamt 31 Verdächtige, betroffen seien Aktien von 20 verschiedenen Gesellschaften. Drei Beschuldigte sitzen in Untersuchungshaft. Zum einen seien fast wertlose so genannte Pennystocks gekauft, die Kurse durch gezielt positive Nachrichten nach oben getrieben und dann wieder verkauft worden. Teilweise seien auch andere Aktien durch negative Nachrichten in die Verlustzone gebracht und daraus Geschäfte gemacht worden. Durchsucht wurden laut verschiedenen Presseberichten auch die Geschäftsräume der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger in München (SdK).

Unter Penny Stock versteht man eine nicht börsennotierte Aktie, die auf einen geringen Nennwert lautet. Viele dieser Aktien werden in den USA als so genannte OTC -„Over the Counter“- Aktien angeboten. Natürlich kann man nicht sagen, dass alle derartige Aktien von fraglichem Wert sind. Die Vergangenheit und auch aktuelle Vorfälle zeigen jedoch, dass die Kurse mancher „Penny Stocks“ manipuliert wurden. Nach einer Untersuchung der amerikanischen Wertpapierverwaltungen NASAA (North American Securities Administrators Association) versickern jährlich Milliarden Dollar durch Penny-Stock-Betrug in dunklen Kanälen.

Jeder kann Kapitalanlegern Anlagetipps geben. Es ist ein toller Job mit dem man viel Geld verdienen kann, nicht viel Zeit investieren muss und kaum Erfahrung benötigt! Mit der notwendigen Skrupellosigkeit kann man es zu Ruhm und Reichtum bringen aber auch ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten.

Und so leicht geht das mit den Penny-Stocks: Als erstes müssen Sie sich fragen, ob Sie Aktienkurse vorhersagen können? Ihre Antwort ist natürlich, Ja! Es ist dabei egal, dass dies fast alle Menschen können, die wissen es nur nicht. Müssen Sie dazu hellseherische Fähigkeiten besitzen? Natürlich nicht! Mann muss sich nur der Theorie anschließen, dass Aktienkurse einen Zufalls-Verlauf nehmen und dass der Markt funktioniert – was bedeutet, dass die Preise in vernünftiger Korrespondenz mit den damit verbundenen Risiken im Markt liegen. Wer aber glaubt daraus gewisse Entwicklungs- oder Preismuster ablesen zu können sitzt einer optischen Illusion auf.

Um einen guten Start als Penny-Stock Verkäufer hinzulegen, benötigen Sie die Aufmerksamkeit der Medien. Am sichersten erreichen Sie dies, mit extremen Prognosen! Behaupten Sie, die Aktie xy werde zu einer Kursrakete mutieren, und die Aktie abx könne jeden Tag durch Marktverwerfungen abschmieren. Entscheiden Sie sich ob Sie Bullen- oder Bären-Guru sein wollen. Beliebter bei den Medien und dem Publikum sind natürlich die Bullen-Gurus. Aber denken Sie daran: Bulle bleibt Bulle! Ein schwanken in Ihrer ursprünglichen Haltung oder eine Meinungsänderung wäre ihr Ende als Penny-Stock-Guru. Auch wenn der Markt entgegen der Prognose läuft, bleiben Sie standhaft und wiederholen Sie ständig, dass Sie sehr zuversichtlich sind, dass der Markt so verlaufen wird, wie Sie es prognostiziert haben.

Als Bullen-Guru ist ungemein wichtig, dass Sie ständig Ihre Prognosen wiederholen und sich natürlich immer wieder als „der erfolgreiche Börsenguru“ herausstellen, denn Wiederholung macht Meinung. Wer immer wieder die gleiche Aussage hört, glaubt schließlich daran! Menschen lassen sich besonders dann von einer Meinung überzeugen, wenn sie diese mehrmals hören. Dabei ist es egal, ob mehrere Personen diese Auffassung teilen oder ob immer wieder die gleiche Person die Meinung äußert. Das Wiederholen einer Meinung erhöht die eigene Glaubwürdigkeit und die Zuhörer oder Leser bewerten den Standpunkt als allgemein bekannt, auch wenn dieser es in Wirklichkeit nicht ist.

Wenn der Markt dann irgendwann einmal den prognostizierten Verlauf nehmen wird, selbst wenn es Jahre dauert und auch nur ein nur ein kleiner Schritt sein sollte, hauen Sie auf die Pauke! Erklären Sie sich zum Sieger. Sie sind jetzt der größte Börsen-Guru aller Zeiten. Sprechen Sie aber niemals darüber, wie alt Ihre Prognose eigentlich ist und wie viel Geld in dem dazwischen liegende Zeitraum verbrannt wurde.

Wenn Sie zu der ganz harten Sorte gehören, können Sie auch White-Collar-Bullen-Guru werden. Dem White-Collar-Bullen-Guru ist klar, dass es kein System gibt, welches garantierte Entwicklungen über die Kursentwicklung einer bestimmten Aktie berechnen bzw. vorhersagen kann. Jedes Programm, welches angeblich vorhersagen kann, wie sich Aktienkurse entwickeln werden haben gleichermaßen die Möglichkeit zur Vorhersage der anderen chaotischen Ereignisse, wie zum Beispiel die Lottozahlen. Also sollte er sich mehr mit den Anlegern als mit den Aktienkursen beschäftigen. Darunter gibt es nämlich eine ganze Anzahl von Menschen, die daran glauben, dass ein Börsen-Guru die Aktienkurse vorhersagen kann. Zunächst ist es wichtig den Anlegern zu vermitteln, dass es wichtig ist ihrem Börsen-Guru mehr Vertrauen als dem eigentlichen Anlageobjekt entgegenzubringen. Machen Sie Ihre Kunden glauben, dass sie durch das Lesen von Business-Zeitschriften und „Insider-Reports“ zu Profi-Anlegern werden.

Der White-Collar-Bullen-Guru verschickt ganz selbstverständlich massenhaft E-Mails ("Penny Stock Spam") mit (vermeintlichen) Börsen-Geheimtipps. Darin werden insbesondere „Penny Stocks“ empfohlen. Die meisten Empfänger dieser E-Mail Werbung wissen was sie von einem 300% Gewinnversprechen zu halten haben und füttern damit den Papierkorb. Es gibt aber immer noch genügend Menschen die solchen Angeboten nicht widerstehen können. Der White-Collar-Bullen-Guru treibt mit unerlaubten Techniken die Kurse bestimmter Werte in die Höhe um sie dann in das Bodenlose abzustürzen zu lassen. Diese Manipulation ist bekannt als "Pumpe und Dump," und ist fast so alt wie die Börse. Durch die Beeinflussung der Anleger mit irreführenden Angaben über ein Unternehmen werden die Preise in eine vorher festgelegte Höhe getrieben. Ist der dann erreicht stoßen die betrügerischen Initiatoren ihre eigenen Aktien ab.

Die gegenteilige Entwicklung einer Pumpe und Dump ist das so genannte Scoop. Hier werden über ein Unternehmen sehr negative frei erfundene Gerüchte verbreitet. Damit soll der Preis in den Keller fallen. Ist der Preis unten, kaufen die Betrüger die Aktien, schaffen die Gerüchte aus der Welt, verbreiten Positive Nachrichten, puschen die Aktie nach oben – und machen Kasse!

Fazit des BSZ® e.V.:

Als Anleger sollten Sie zunächst einmal allen Angeboten die bei nüchterner Betrachtung unrealistisch erscheinen sehr reserviert gegenübertreten. Denken Sie daran, nicht alle was Sie da lesen und sehen ist so wie es scheint! Ihre Investitions-Entscheidungen sollten Sie auf der Grundlage von Unternehmens-Daten und fernab jeglicher Spekulation treffen. Es sollten sich nur Anleger die bereit sind 100 Prozent ihrer Investition auch verlieren zu können, mit einem solch riskanten Markt beschäftigen. Sicher gibt es einige Leute die in diesem Markt reich geworden sind. Aber für die paar Wunder gibt es Tausende Verlierer. Ein Markt in dem die Manipulation viel zu oft zur Regel gehört, macht die Anleger zu bloßem Kanonenfutter.

Natürlich wird die Mehrzahl der „Börsen-Gurus" seriös arbeiten, aber es gibt leider auch unseriöse Vertreter dieser Zunft und nur die haben wir hiermit gemeint.

Sollten Sie Opfer eines unseriösen „Börsen-Gurus" geworden sein können Sie sich der BSZ® e.V. Anlegerschutzgemeinschaft „Penny-Stocks" anschließen.

Bildquelle: ©Michael Grabscheit/PIXELIO http://www.pixelio.de/

BSZ® Bund für soziales und ziviles Rechtsbewußtsein e.V.
Lagerstr. 49
64807 Dieburg
Telefon: 06071-9816810

Dieser Text gibt den Beitrag vom 24.09.2010 wieder. Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt.


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